Nachrufe

Netzwerker, engagiert in der Friedensethik: So wird Hans-Willi Büttner, unser verstorbener AEE-Sprecher, in Nachrufen von unseren AEE-Mitgliedern Anne-Kathrin Kleineidam und Hans-Gerhard Koch gewürdigt. Auch in einer epd-Meldung etwa im Sonntagsblatt wird er so beschrieben.<--break->

Hans-Gerhard Koch schreibt zum Tod Hans-Willi Büttners:

Hans-Willi Büttner war in den 80ern Pfarrer in Schwarzenbach an der Saale, wo er noch heute in guter Erinnerung ist, dann zehn Jahre im Auftrag der EKD in der Deutschsprachigen Evangelische Gemeinde in Brüssel tätig, schließlich in Nürnberg-Langwasser Pfarrer der Paul-Gerhardt-Gemeinde, wo ich ihn bei einer AEE-Jahrestagung kennengelernt habe. Zu dieser seiner letzten Gemeinde hatte er noch viele Verbindungen. Seine von ihm organisierten Reisegruppen, bei denen wir auch einmal mitfuhren, kamen meistens von dort.

Er war da gleichzeitig Bus-Fahrer und Pfarrer, wie er denn überhaupt viele Talente hatte: Pfarrer, Reiseleiter, Liedermacher, Prediger von hohen Graden, Rennradfahrer und Bergsteiger, engagierter Europäer, Dichter in fränkischer Mundart und mehr.

Als seine Pensionierung anstand, hat sich Hans-Willi Büttner bereit erklärt, für das Leitenden Team des AEE zu kandieren, und wurde 2014 zusammen mit Anne-Kathrin Kleineidam zum Sprecher gewählt.

Mit dem ihm eigenen Organisationstalent gelang es ihm, ein neues LT zusammenzubekommen und den AEE wieder bekannter zu machen. Unermüdlich war er präsent bei Synoden, besuchte wichtige Leute und engagierte sich besonders in der Friedensarbeit. Er hat mir einmal erzählt, die Schlachtfelder des 1. und 2.Weltkrieges, die er in Belgien oft besucht hatte, hätten ihn endgültig zum Pazifisten gemacht.

Dem AEE junge Leute zuzuführen, ist ihm wie mir leider nicht gelungen, obwohl wir das auch in der Regionalgruppe Nürnberg, die Hans-Willi mit mir zusammen leitete, oft versucht haben.

Trotzdem hatte er noch Pläne: Dazu gehörte die Neuaufstellung unserer Medienpräsenz, die Studientagung im September, die er maßgeblich vorbereitet hat und die wir auf jeden Fall durchführen wollen, und einen Studientag im Mai 2022 über das Bischofsamt in der ELKB.

Nach einer Bergtour mit seinem älteren Bruder Anfang Juni klagte er über Beschwerden. Im Klinikum Fürth bekam er die niederschmetternde Diagnose Pankreaskrebs. Nach einigen Tagen, in denen er diese Diagnose verdauen musste, ist er offen damit umgegangen.

Hans-Willi Büttner hat bei unserem letzten Treffen im Krankenhaus gesagt: „So lang ich halt noch leb …“

Nun können wir nur hoffen, dass die Losung seines Todestages aus dem Buch Hiob „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ für ihn wahr wird und er schaut, was er geglaubt hat.

Der AEE und viele Menschen darüber hinaus haben Hans-Willi Büttner viel zu verdanken. Und er war ein Mensch, den man nicht vergisst."

Hans-Gerhard Koch

 

Anne-Kathrin Kapp-Kleineidam schreibt unter der Überschrift:

Hans-Willis Wirken im AEE -
Rückblick auf gemeinsame Jahre im Leitenden Team

Ich bin bestürzt und sehr traurig über den Tod von Hans-Willi. Ich habe ihn 2014 kennengelernt, seitdem zusammen mit ihm im Leitenden Team (LT) des AEE gearbeitet und habe ihn als Freund und jemand, der sich für andere einsetzt, überaus geschätzt. Er war integrativ und verbindend, hat unermüdlich Brücken zwischen Menschen geschlagen und für den AEE und unsere Anliegen geworben. Sein Schwerpunkt lag auf dem Thema Frieden, er war auch Mitglied des Nürnberger Evangelischen Forums für den Frieden (NEFF). Die Jahrestagung 2016 „Den Drachen an der Leine führen – Frieden neu denken“ von AEE und NEFF mit Dr. Johannes M. Becker von der Universität Marburg ist mir noch sehr präsent. Becker, Dozent des Zentrums Friedens- und Konfliktforschung, machte anhand der Kriege der letzten Jahre (Kosovo, Afghanistan – ohne UNO-Mandat (!), weil Reaktion auf 9/11, Irak-Krieg, Lybien) eindrücklich deutlich, dass Kriege keine Lösung sind. Die AEE-Erklärung zum Friedensauftrag der Kirche „Den Drachen an der Leine führen“, die wir bei der Tagung beschlossen haben, wurde maßgeblich von Hans-Willi vorbereitet und geht von dem Bild in der Nürnberger Lorenzkirche aus, wo die Heilige Martha den Drachen, der gerade jemand verschlingen will, an der Leine hat und zurechtweist, anstatt ihn (wie Georg) umzubringen.

 

Auch die Erklärung vom April 2017 gegen Abschiebungen nach Afghanistan und Ermutigung für Kirchenasyl, die Hans-Willi mit mir herausgegeben hat, steht im Geist des Friedens und des Engagements für andere, Notleidende, die er immer im Blick hatte. Von daher unterstützte er auch die Gründung des Vereins „matteo - Kirche und Asyl e.V.“ im Herbst 2017. Aber auch Kirche und Demokratie lagen ihm am Herzen. Die Jahrestagung 2019 „Das Kreuz der Kirche mit der Demokratie“ mit Prof. Peter Bubmann, Erlangen, und Prof. Martin Plümicke von der Offenen Kirche in Württemberg brachte verschiedene Ansätze der Landeskirchen und vorher erbetene Voten von AEE-Mitgliedern zur Sprache.

 

Hans-Willi setzte sich seit 2014 dafür ein, dass Pfarrer*innen auch in Bayern kommunale Ämter wahrnehmen können (siehe sein Statement im letzten b&k) – dafür bin ich ihm persönlich dankbar.

Ich erinnere mich sehr gerne an die LT-Sitzungen der vergangenen Jahre zurück, vor Corona trafen wir uns in Nürnberg, danach per Zoom. Wir planten und arbeiteten immer in guter und freundschaftlicher Atmosphäre. Hans-Willi hat seine Kontakte, die er als Pfarrer geknüpft hatte, genutzt und viele Menschen angesprochen, was auch für die Jahrestagungen hilfreich war. Kritik äußerte er mit Behutsamkeit und Verständnis für andere Positionen.

Die Jahrestagung letztes Jahr hatte „Gewalt und Religion“ zum Thema. Hans-Willi konnte Christian Pfeiffer gewinnen, einen Kriminologen der das Buch „Gegen die Gewalt. Warum Liebe und Gerechtigkeit unsere besten Waffen sind“ geschrieben hat. Und für die Jahrestagung am 25. Sept. 21 „Corona als Brennglas für Gesellschaft und Kirche“ fragte unser verstorbener Sprecher den Chefredakteur Alexander Jungkunz und den Regionalbischof i.R. Prof. Ark Nitsche an.

 

Nun fehlt er – mir persönlich und dem AEE - mit seiner Tatkraft, seiner positiven Einstellung und seinem freundlichen Wesen. Er hinterlässt eine große Lücke und viele vermissen ihn. Trotz des Verlustes und der Trauer danke ich Gott dafür, dass er uns Hans-Willi geschenkt hat und bin sicher, dass das neben dem Leitenden Team auch viele im AEE und in der ELKB tun.

 

Anne-Kathrin Kapp-Kleineidam, Augsburg im August 2021

 

Und dies der Text im Sonntagsblatt (Nr. 34/2021 Seite 7):