Die etwa zwischen 1995 und 2010 Geborenen nennt man die Generation Z, über die viel spekuliert, kommentiert, geurteilt wird – von den anderen, sprich Älteren. Wir lassen hier sie selbst zu Wort kommen. Dieser Text erscheint auch in unserem aktuellen Mitgliedermagazin b+k.
Enorme Lasten geerbt
Generation Z: Eine persönliche Stellungnahme
Fee, Marie und Paul Kleineidam, die AutorInnen dieses Beitrags, gehören der Generation Z an (siehe Seite 29). Die Zoomer werden gerne Digital Natives genannt. Familie, Freunde, Partner und die Work-Life-Balance genießen hohe Wertschätzung, heißt es. Stimmt das? Hier kommen sie selber zu Wort.
Vorweg: Über eine ganze Generation zu schreiben, führt zwangsläufig zu Ver-einfachungen und Verallgemeinerungen, die den Individuen nicht gerecht werden und die Viel-falt der Menschen nicht einmal ansatzweise abbilden können.
Als Mitglieder der sog. Generation Z ist es uns jedoch möglich, eine persönliche Stellungnahme aus der Per-spektive dreier Z-ler abzugeben:
9/11, Finanz-, Euro- und Wirtschaftskrise 2008-2012, Annexion der Krim 2014, Trump und Brexit 2016, Coronapandemie 2020-2023, völkerrechtswidriger Angriffskrieg der Russischen Föderation gegen die Ukraine seit dem 24. Februar 2022 …
Diese Zeit der „Permakrise“ betraf und betrifft selbstverständlich alle Generationen. Wir von der Generation Z haben sie allerdings als Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene durchleben müssen. In diesen verwund-barsten Jahren des Heranwachsens sowie der kogniti-ven und morali-schen Entwicklung eines Menschen können solche Ereignisse nicht spur-
los an einem vorbei gehen, oder? Zumal unserer Generation mit dem G8 auch noch ein Jahr weniger Zeit für unsere Schulbildung gelassen wurde.
Von unserer Großeltern- und Elterngeneration haben wir ein enormes Vermögen geerbt: Frieden, Freiheit, die Sicherheit der NATO, ein geeintes Deutschland (BRD), einen Rechtsstaat, ein geeintes Europa (EU), Demokratie, Gleichberechtigung der Geschlechter und materiellen Wohlstand. Es ist nun unsere Verantwortung, diesem Erbe gerecht zu werden, es zu bewahren und zu erweitern. Das wird von uns erwartet. Das liegt in unserem Interesse.
Gleichzeitig haben wir jedoch auch enorme Lasten geerbt: Klimawandel, Alterung der deutschen Gesellschaft (demo-grafischer Wandel), Zerfall des staatlichen Rentensystems, Flüchtlingsströme, Fachkräftemangel, Erstarken des Links- und Rechtspopulismus, Überflutung von Küstenregionen, Staatsschulden, ein Krieg in Europa und das Wachstum der Weltbevölkerung. Dieses Erbe wird den Hand-lungsspielraum unserer und künftiger Generationen massiv einschränken.
Zudem wurden wir in eine Zeit hineingeboren, in welcher der technologische Fortschritt von Jahr zu Jahr immer schneller voranschreitet: Game Boys – Handys – Laptops – Online-Shopping – iPods – Smartphones – Spielkonsolen – Social Media – Influencer – Streaming-Dienste – Künstliche Intelligenz (KI) – ChatGPT – KI-Stimmen-Generatoren – KI-Kunst – Fake News – autonome Waffensysteme …
Es mag seine Vorteile haben, mit diesen technischen Neuerungen aufzuwachsen, aber auch das kann nicht spurlos an einer Generation vorbeigehen, oder?
Was wir in der Generation Z wollen?
Wahrscheinlich das, was sich die meisten Menschen in jeder Generation wünschen, oder? Ein Leben in Frieden und Freiheit, Gesundheit, materiellen Wohlstand, einen erfüllenden Job und eine glückliche Familie.
Sind die Generationen denn da so verschieden? Wir sind auch nur Menschen. Aber unsere Ausgangsvoraussetzungen sind heute eben ganz andere als diejenigen, die unsere Eltern und Großeltern zu ihrer Zeit vorgefunden haben.
Religion verliert an Bedeutung. Wissenschaft gewinnt an Bedeutung. Technologie gewinnt an Bedeutung. Materieller Wohlstand gewinnt (noch mehr) an Bedeutung. Umwelt- und Klimaschutz gewinnen an Bedeutung. Gesundheit gewinnt (noch mehr) an Bedeutung. Die EU, unsere Demokratie und ihr Schutz gewinnen an Bedeutung. Militärische Abschreckung sowie Verteidigungs- und Kriegstüchtigkeit gewinnen (wieder) an Bedeutung.
Wir stehen vor großen Herausforderungen. Nicht alle in der Generation Z sind sich des Ausmaßes dieser Herausforderungen bewusst; wieder andere sind ihnen nicht gewachsen; und manche wollen sie einfach nicht wahrnehmen.
Diese Herausforderungen können wir in der Generation Z nicht alleine bewältigen. Dafür brauchen wir Hilfe. Dafür brauchen wir Verständnis. Dafür brauchen wir alle Generationen.